Die Verpflichtung von Michael Wimmer als neuer Cheftrainer des SSV Jahn Regensburg sollte ein Neuanfang sein. Eine neue Richtung. Eine neue Identität für einen Klub, der sich am Ende einer turbulenten Saison 2024/25 nur knapp vor weiterem sportlichen Abstieg gerettet hat. Doch anstelle von allgemeinem Optimismus wurde die Bekanntgabe von Teilen der Fanbasis mit Skepsis – wenn nicht gar mit offener Ablehnung – aufgenommen.
Kurz nachdem die offizielle Mitteilung veröffentlicht wurde, dass Wimmer einen Zwei-Jahres-Vertrag erhält, begannen die ersten kritischen Stimmen in den sozialen Medien laut zu werden. Ein Fan kommentierte unverblümt: „Wimmer wird uns ruinieren“, ein anderer schrieb: „Der schlechteste Trainer aller Zeiten.“ Diese harschen Worte spiegeln eine gespaltene Anhängerschaft wider – eine, die viele Höhen und Tiefen erlebt hat und Veränderungen nicht mehr ohne Weiteres begrüßt.
Eine fragwürdige Bilanz?
Für viele Anhänger weckt Wimmers bisheriger Werdegang wenig Vertrauen. Nach kurzen Stationen beim VfB Stuttgart, Austria Wien und zuletzt bei Motherwell in Schottland blickt der 44-Jährige auf eine Trainerkarriere mit wechselhaftem Erfolg zurück. Besonders seine Zeit in Wien sorgt bis heute für Stirnrunzeln – geprägt von einer schwachen Defensive, wechselhafter Taktik und dem Verpassen internationaler Wettbewerbe.
Kritiker sehen darin ein Warnsignal. Sie befürchten, dass die Vereinsführung, auf der Suche nach einem Neuanfang, vorschnell gehandelt haben könnte und mit Wimmer einen Trainer geholt hat, dessen Ansätze bisher kaum nachhaltige Erfolge zeigten.
„Warum holt man jemanden, der weder in der 2. noch in der 3. Liga je etwas bewiesen hat?“, fragt ein enttäuschter Fan in einem Online-Forum. „Jetzt ist nicht die Zeit für Experimente.“
Ein Verein im Umbruch
Um die Unruhe vieler Anhänger zu verstehen, muss man die derzeitige Lage des SSV Jahn Regensburg betrachten. Die vergangene Saison war ein emotionaler Kraftakt – Verletzungspech, eine wacklige Abwehr und fehlende Konstanz auf und neben dem Platz prägten das Bild. Zwar entging man dem Absturz, doch die Probleme lagen offen.
Mit dem Abgang von langjährigen Spielern wie Nico Ochojski und gleichzeitigem Aufstieg junger Talente wie Leopold Wurm steht der Kader vor einem Umbruch. Was der Verein nun bräuchte, wäre Stabilität, klare Entwicklung und taktische Linie. Doch für viele fühlt sich Wimmers Verpflichtung mehr wie ein Wagnis als eine Lösung an.
Sein bevorzugter Stil – intensives Pressing und flexible Positionen – passt laut Kritikern nicht zum aktuellen Spielermaterial. Andere stellen infrage, ob er dem Druck gewachsen ist, eine Übergangsmannschaft erfolgreich zu führen.
Doch es gibt auch Hoffnung
Nicht alle Reaktionen sind negativ. Eine kleinere, aber optimistische Fangruppe fordert, Wimmer eine faire Chance zu geben. Sie betonen seine internationale Erfahrung und seine Qualitäten in der Nachwuchsarbeit – vielleicht genau das, was der Klub jetzt brauche. Schließlich kann Regensburg keine Top-Trainer anlocken, und Wimmer bringt zumindest den Willen mit, sich zu beweisen.
Sportdirektor Roger Stilz betonte bei der Vorstellung: „Michael Wimmer bringt Leidenschaft, Disziplin und einen modernen Fußballansatz mit. Wir sind überzeugt, dass er unsere Identität auf dem Platz stärken und unsere jungen Spieler weiterentwickeln kann.“
Ob sich diese Hoffnung erfüllt, bleibt abzuwarten.
Eine richtungsweisende Vorbereitung
Letztlich wird Wimmers Erfolg nicht durch Social-Media-Kommentare, sondern durch Leistungen auf dem Platz entschieden. Die Vorbereitung beginnt im Juli – dann zählt es. Überzeugende Testspiele, eine klare Linie und clevere Neuzugänge könnten die Zweifler schnell verstummen lassen.
Doch bis dahin ist die Stimmung angespannt. Die Fans des SSV Jahn sind leidenschaftlich, kritisch und ihrem Verein eng verbunden. Wimmer muss sich ihr Vertrauen erst verdienen – nicht durch Worte, sondern durch Resultate.
Wenn er scheitert, könnten Warnungen wie „Wimmer wird uns ruinieren“ bittere Realität werden. Doch wenn er Erfolg hat, könnte aus dem „schlechtesten Trainer“ ein unerwarteter Held werden.
Die Zeit wird es zeigen.